Lilly und Karl Neumann

ERMORDET 1943 UND 1944 IN THERESIENSTADT

Luise (gen. Lilly) geb. Mayer, *28. August 1882 in Nieder-Ingelheim
Karl Neumann, *4. Dezember 1872 in Stadecken

Karl Neumann, 1872 in Stadecken geboren, war selbständiger Weinhändler. Seine Ehefrau Luise, genannt Lilly wurde 1882 in Nieder-Ingelheim geboren. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Walter (1905), Bertha Luise (1918) und Hans Ludwig (1920).

Karl Neumann war gemeinsam mit seinem Bruder Moritz Inhaber der Weinhandlung Laufer & Co in Nieder-Ingelheim in der Bahnhofstraße 54. Das Geschäft der Brüder Neumann lief bis zum Jahr 1933 gut.

Karl Neumann war gemeinsam mit seinem Bruder Moritz Inhaber der Weinhandlung Laufer & Co in Nieder-Ingelheim in der Bahnhofstraße 54. Das Geschäft der Brüder Neumann lief bis zum Jahr 1933 gut.

Danach machten sich die Restriktionen der natio- nalsozialistischen Politik bemerkbar. Am 31. Mai 1938 wurde die Firma aufgelöst. Das Anwesen musste unter Druck verkauft werden. In der Ingel- heimer Zeitung hieß es dazu am 3.10.1938:

Das Anwesen der Weinhandlung Laufer & Co, das sich im Besitz des Juden Neumann befand, ist in den Besitz eines arischen Kaufmanns übergegangen. Als Kaufpreis nennt man 24.000 Mark. Einer nach dem anderen rückt ab, so daß der Zeitpunkt nicht mehr fern liegt, wo wir melden können: Auch Ober Ingelheim ist judenfrei.“ (Meyer, Mentgen, Sie sind mitten unter uns, S. 233)

Bei den Ausschreitungen der Reichspogromnacht im November 1938 wurden Karl Neumann und sein Sohn Hans Ludwig verhaftet und in das KZ Buchenwald gebracht, die Wohnung in der Bahnhofstraße 23 wurde demoliert.
Nach der Freilassung zogen Karl und Lilly Neumann nach Wiesbaden in die Rheingauerstraße 5, die heutige Marcobrunnerstraße. Hier hatte ihr Sohn Hans-Ludwig, der eine Schlosserlehre absolvierte, eine kleine Wohnung. Vermutlich war dies nur als Zwischenlösung gedacht, denn Karl und Lilly Neumann planten ihre Auswanderung in die USA. Tochter Bertha Luise verheiratete Blumenthal war bereits 1937 dorthin ausgewandert, Sohn Hans Ludwig war 1939 gefolgt. Verwandte hatten die Bürgschaft übernommen. Der Bruder des Vaters, Otto Neumann, lebte in Kanada.

Tochter Bertha Luise erklärte 1961, dass ihre Eltern schon 1940 mit einem Einreisevisum für die USA gerechnet hatten, aber die Ausstellung der Bürg- schaftspapiere zog sich in die Länge.

Im Juni 1940 stellte Karl Neumann den Antrag auf Mitnahme von Umzugsgut. Alle notwendigen Bescheinigungen für die Auswanderung lagen vor. Die Reichsfluchtsteuer und die Sühneabgabe waren geleistet.

5 Kisten Umzugsgut, 3 Kisten Reisegepäck, Handgepäck waren vom Sachverständigen der Devisenstelle geprüft und am 19. Juli ohne Strei- chungen genehmigt worden. Karl Neumann hatte

1.000 RM an die Deutsche Golddiskontbank in Berlin für die Mitnahme seines Umzugsgutes über- wiesen. Möbel und Hausrat wurden für den Weitertransport in die USA in ein Lagerhaus nach Lissabon gesandt. Als dann die Lagegebühren nicht mehr bezahlt werden konnten, wurden die Möbel dort versteigert.

Karl und Lilly Neumann wurden am 1. September 1942 nach Theresienstadt deportiert. (Transport XII/2-838). Karl Neumann kam am 7. März 1943 zu Tode, seine Frau Lilly am 10 April 1944.

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