Hedwig Jakobi

ERMORDET AM 15. APRIL 1944 IN AUSCHWITZ

Hedwig geb. Joseph, *15. Juni 1870 in Michelstadt/Odenwald

Hedwig Jakobi hatte vier ältere Geschwister und eine jüngere Schwester Bertha, zu der sie ein besonders enges Verhältnis hatte. Ihre Eltern waren Abraham Joseph IV und Babette geb. Oppenheimer.

Den größten Teil ihres Lebens hat Hedwig Jacobi in Wuppertal-Elberfeld verbracht. Dort liegen ihre früh verstorbenen Kinder und ihr nicht jüdischer Ehemann Studienrat Professor Dr. Siegfried Jakobi begraben mit dem sie 32 Jahre glücklich verheiratet war.

Briefe an ihre Schwester Bertha Sondheimer, die mit ihrer Familie in den USA lebte, geben Auskunft über ihre sich verändernde Lebenssituation. 1932, nach dem Tod des Ehemannes, lehnte sie ein Angebot zur Familie der Schwester zu kommen zunächst mit der Begründung ab, sie müsse für ihre Gräber sorgen und würde vor Heimweh umkommen.

Im März 1938 zog sie nach Wiesbaden in eine Dreizimmerwohnung in der Kleiststraße 13. Sie hatte Bekannte in Wiesbaden, nähere Verwandte lebten in Darmstadt und Heidelberg. Ab November 1938 kann man aus den Briefen – wenn auch verschlüsselt – die zunehmende bedrohliche, sie bedrückende Situation entnehmen.

Ihre Bemühungen jetzt ein Visum für die Einreise in die USA zu bekommen, waren leider erfolglos. Die Bürgschaft ihrer Schwester, das sogenannte Affidavit vom November 1938, musste im November 1940 erneuert werden; die entsprechende Quotennummer für das Visum war immer noch nicht erreicht. Eine erneute Bürgschaft, die immerhin mehrere tausend Dollar kostete, konnte die Familie der Schwester nicht mehr aufbringen.

Gesundheitliche und nervliche Probleme nahmen zu. Freunde zogen sich nach und nach zurück. Traf sie sich 1938 mit Bekannten noch zweimal wöchentlich zum Bridgespielen, hatte sich die Gruppe 1939 aufgelöst. Ihr Kommentar dazu: „Wie es so geht.“ Sie spricht von zunehmender Einsamkeit.

Ab August 1941 musste sie, die bis dahin die kleinen Vorteile der in Mischehe lebenden Jüdinnen hatte, den Davidstern tragen, durfte nur noch zu bestimmten Zeiten in vorgeschriebenen Geschäften einkaufen.

Im August 1942 erhielt sie den Termin für ihre Deportation nach Theresienstadt. Sie wollte sich das Leben nehmen. Nachbarn rieten ihr davon ab, beruhigten sie, Theresienstadt sei kein Konzentrationslager.

Hedwig Jakobi wurde am 1. September 1942 nach Theresienstadt deportiert und am 15. April 1944 in Auschwitz ermordet.

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