FLUCHT IN DEN TOD AM 26. AUGUST 1942
Margarethe Dorothea geb. Bragenheim, *2. August 1883 in Bützow (Mecklenburg)
Albert Liebmann, *14. November 1876 in Mainz
Albert Liebmann wurde am 14. November 1876 in Mainz geboren. Im Juli 1902 heiratete er Margarethe Dorothea Bragenheim, Jahrgang 1883, aus Bützow in Mecklenburg. Ein Sohn, Friedrich, wurde 1903 in Mainz geboren. Er emigrierte später nach Australien.
Seit 1927 besaß die Familie Liebmann das Haus in der Albrechtstraße 13, seit 1934 waren sie, aus Mainz kommend, auch dort gemeldet.
Albert Liebmann, Kaufmann und Handelsvertreter, zunächst für Textilien, später für Lebensmittel, war stolz auf seine deutsche Herkunft.
Als er im Jahr 1938 2358 RM als „Sühneleistung“ für die Zerstörungen in der Reichspogromnacht zahlen sollte, hat er sich dagegen gewehrt und argumentiert, dass seine Familie schon seit hunderten von Jahren am Rhein gelebt habe.
Sein Vater war in Ingelheim geboren worden, sein Großvater in Oppenheim und viele Urahnen in der gleichen Gegend. Er selbst stammte also aus einer „uralten, echt rheinischen Familie, welche zu allen Zeiten ihre vollste Pflicht & Schuldigkeit für Deutschland getan hat. Ich selbst habe im Weltkriege meine Pflicht erfüllt habe mich mein ganzes Leben noch nicht mit Politik beschäftigt, gehöre nebenbei der jüd. Religionsgemeinschaft n i c h t an. Ich bitte, unter Berücksichtigung der Notlage und des Alters, um Erlass der Vermögensabgabe, oder wenigstens der Hälfte derselben.
Mit frdl. Gruß! “
Alle Gesuche, die Albert Liebmann diesbezüglich an die Behörden richtete, wurden abschlägig beschieden. Als im August 1942 die Aufforderung kam, sich am 29. August 1942 in der Synagoge einzufinden, da man „zur Unterbringung außer- halb des Altreiches bestimmt“ sei, haben sich Albert und Margarethe Liebmann am 26. August 1942 das Leben genommen. Ihr Haus und der gesamte Hausrat wurden beschlagnahmt und vom Finanzamt „verwertet“.